Sport macht Lust

​Dass sportliche Aktivität gewisse Auswirkungen auf das Sexleben hat, scheint noch halbwegs einleuchtend. Dass aber auch sexuelle Aktivität Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit haben kann, mag eher verblüffen. Was hat es mit beiden Zusammenhängen konkret auf sich?​

Beginnen wir mit dem erstaunlicheren Phänomen: Befriedigender Sex, in welcher Form auch immer, beeinflusst die sportliche Performance. Denn ein Orgasmus und das ganze Brimborium drumherum wirken sich auf den Testosteronspiegel aus, und der wiederum ist mitentscheidend für das Maß unseres sportlichen Vermögens.

Wie bitte – Frau auf Testosteron?


Auch beim weiblichen Geschlecht ist Testosteron im Körper vorhanden. Gemeinhin ist von dem Sexualhormon und Muskelbooster meist nur im Zusammenhang mit Männern die Rede, wobei natürlich auch Frauen einen schwankenden Gehalt davon aufweisen, nur fällt der eben etwas dürftiger aus. Deshalb kannst du zum Beispiel beim dopingfreien Krafttraining auch keine unfeminin wirkenden Muskelpakete heranzüchten. Für Frauen besonders wichtig ist der Prozess, bei dem Testosteron mittels Synthese in Estradiol, dem wirksamsten natürlichen Östrogen, umgewandelt wird. Östrogene sind die wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Als Lust- und Launeheber ist Estradiol somit in Sachen Sex das weibliche Pendant zum Testosteron. Was hat das aber nun mit der Sportpower zu tun? Für Männer ist die Antwort recht klar: Bei ihnen sorgt eine zu lange Sexpause für ein Absenken des leistungsfördernden Testosteronspiegels. Einen ähnlichen Effekt hat allerdings auch ein Orgasmus: Testosteronbedingt nehmen nach dem Höhepunkt die Aggressivität wie auch die Ausdauer-, Kraft- und Schnelligkeits-Leistungen signifikant ab. Daher wird vor echten sportlichen Herausforderungen eine bis zu 48-stündige Abstinenz empfohlen. Und wie sieht es bei den testosteronärmeren Damen aus?

Sport mit Vorspiel


Auch bei Frauen spielt der Sex vorm Sport vor allem dann eine Rolle, wenn sportliche Höchstleistungen gefragt sind. Anders als bei Männern, wird bei ihnen von positiven Effekten eines Lusterlebnisses vor der Anstrengung berichtet. Recht bekannt ist beispielsweise eine Untersuchung des israelischen Sportarztes Alexander Olshanietzky. Er befragte Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney – Ergebnis: Athletinnen, die in der Nacht vor ihrem Einsatz einen Orgasmus hatten, konnten am Wettkampftag schneller laufen und höher springen. Forscher der englischen Universität Oxford kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Sie interviewten unter anderem Marathonläuferinnen und stellten fest, dass diejenigen, die am Tag vor den 42,195 Kilometern Sex hatten, im Durchschnitt fünf Minuten schneller liefen als ihre abstinente Konkurrenz. Zudem ergab die Studie, dass sich Sex vor allem vorteilhaft auf Kurzstreckenläuferinnen auswirkt. Ursache sei der Testosteronspiegel, der bei den Frauen, im Gegensatz zu dem der männlichen Sprinter, anstieg.

Wie alltagstauglich sind diese Erkenntnisse? Sollte Frau vor dem Training auf dem Laufband schnell noch einen Orgasmus herbeizaubern? Nicht wirklich, wenn wir einer US-Studie aus dem Jahr 1995 vertrauen, die sich dieser Frage zumindest indirekt widmete. Hier wurde zunächst festgestellt, ob die Testpersonen zwölf Stunden vor dem Training Sex hatten. Beim Einsatz auf dem Band wurden dann Werte wie maximale Sauerstoffaufnahme (VO2max) und Ermüdungszeitpunkt ermittelt. Das Ergebnis: Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen kess und keusch gefunden. Bezüglich des normalen Routinetrainings dürfte Vorab-Sex also keine allzu großen Auswirkungen haben. Wie sieht es aber nun umgekehrt aus? Hier wäre nicht die Frage, ob Sex die sportliche Leistung verbessert, sondern:

Sport förderlich fürs Sexualleben?


Exzessiver Sport kann zu Östrogenmangel führen und die sexuelle Reife verzögern. Außerdem leiden Frauen, die Leistungssport im Ausdauerbereich betreiben, häufig unter Zyklusstörungen. Studien kommen auch zu der Erkenntnis, dass Menschen, die in extremem Maße Ausdauersportarten betreiben, eine verringerte Lust auf Sex haben, denn wer exzessiv seine Meilen macht, baut Testosteron ab. Bei Laufeinheiten gilt ein Richtwert von mehr als 70 Kilometern pro Woche als Gefahr für die Libido. Von diesen Ausnahmen abgesehen, wird Sport hinsichtlich des weiblichen Sexuallebens fast durchgängig positiv beurteilt. Führst du ein Ausdauertraining moderat durch, kann es dein Verlangen nach Sex steigern: So in etwa lässt sich das Ergebnis einer 2019er US-Studie auf den Punkt bringen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Ausdauersport bezüglich Sex vor allem gut für Performance, Durchhaltevermögen und Lust ist. Das Training reduziert zudem die Wahrscheinlichkeit von Störungen sexueller Funktionen. Frauen haben dabei einen besonderen Vorteil. Während bei Männern, die vier Stunden in der Woche mit circa 8,5 km/h joggten, die Wahrscheinlichkeit für eine erektile Störung um 23 Prozent sank, verringerten Frauen mit dem gleichen Sportprogramm ihr Risiko für eine sexuelle Dysfunktion sogar um 30 Prozent. Der Effekt gründet sich in erster Linie auf eine durch viel Bewegung geförderte bessere Durchblutung, was sich gerade auch positiv auf den Genitalbereich auswirkt. Zudem regt ein regelmäßiges Sexualleben die langfristige Hormonproduktion an und kann so zum Muskelaufbau beitragen. Wobei wir nun auch beim Krafttraining wären. Hier sollen gerade kurze und intensive Trainingseinheiten bestens dafür geeignet sein, Testosteron auszuschütten und somit die Lust auf Sex zu erhöhen. Auch die geglückte Bewältigung der Herausforderung kann für eine positive, den Sexhunger stärkende, Aufladung sorgen. Nicht zu unterschätzen: Eine durch das Gewichtestemmen verbesserte figürliche Erscheinung und ein optimiertes Verhältnis zum eigenen Körper machen dich möglicherweise eher empfänglich für ein Date und für den Genuss eines an Höhepunkten nicht armen Lebens.

Abbildung: Rocksweeper / shutterstock.com
Quelle: shape UP Ladies 3/2021
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