EMS - kritisch nachgehakt

​Es heißt, die Elektromyostimulation – kurz EMS – ist zeiteffizient, attraktiv und wirksam. Viele Prominente schwören auf die Methode als zusätzliches Work-out zu ihrem regelmäßigen Studiotraining. Doch die Kritik an EMS bleibt nicht aus. Der Vorwurf: EMS sei kein „ehrlicher“ Sport, es sei keine wirkliche Anstrengung und könne bei übermäßiger Nutzung zu einer Ãœberreizung führen.

​Die Technik


Bei EMS wird die Muskulatur durch die Anwendung von Reizstrom aktiviert. Elektroden senden elektrische Impulse, die Muskeln spannen sich daraufhin an. Ursprünglich in der Reha angewendet, nutzen immer mehr Sportbegeisterte diese Form des Trainings als Ergänzung zu ihrem Standardprogramm im Fitnessstudio. Die Geräte der neuen Generation ermöglichen es, verschiedene Muskelgruppen gleichzeitig zu stimulieren. Bis zu 14 Körperregionen können auf diese Weise mit jeweils angepasster Intensität in Anspruch genommen werden. Die meisten Hersteller nutzen die Geräte hauptsächlich im niederfrequentierten Bereich.

Die Studios


EMS ist meist in sogenannten Mikrostudios zu finden. Diese Studios definieren sich über eine Trainingsfläche, die 200 Quadratmeter nicht übersteigen darf. Konzepte sollen durch die intensive Betreuung im kleineren Rahmen effektiver und schneller umgesetzt werden. Der Trend spricht vor allem Vollzeitberufstätige und Menschen mit Zeitmangel an. Inzwischen umfasst nicht nur der deutsche EMS-Markt rund 1.000 Anlagen, auch Fitnessstudios nehmen EMS-Training in ihr Angebot auf.
Generell sollte bei der Auswahl eines passenden Studios auf die professionelle Beratung mit einem lizensierten Trainer geachtet werden. Zudem ist für das Trainer-Trainierenden-Verhältnis wichtig, dass die Kommunikation stimmt. Der Trainer muss ein Gespür für den individuellen Kunden entwickeln. Er muss ihn beobachten und um Feedback zu den Stromstößen fragen, denn die korrekte Einstellung der Stromintensität ist enorm relevant. Eine mögliche Folge von zu wenig oder schlechter Kommunikation kann einerseits zu unterschwelligem und ineffektivem Training führen. Andererseits kann eine Schädigung der Muskulatur mit negativen gesundheitlichen Konsequenzen das Resultat einer zu intensiven Stimulation der Muskeln sein.

Die Effekte


Studien belegen positive Effekte des EMS-Trainings auf die Effizienz des herkömmlichen Krafttrainings in den Bereichen Muskelmasse, -kraft und Fettreduktion. Darüber hinaus hilft es, dem altersbedingten Muskelschwund entgegenzuwirken. Auch Fettleibigkeit, Osteoporose und Stoffwechselerkrankungen lassen sich damit vermeiden.
Im direkten Vergleich zu dem sogenannten High-Intensity-Training (HIT) schneidet EMS qualitativ zwar nicht besser ab, jedoch zeichnet es sich durch Zeitersparnis und persönliche Betreuung aus. Die Kosten eines derartigen Trainings sind nicht zu unterschätzen und müssen gut überlegt sein.

Sportersatz?


Wer denkt, dass EMS ausreicht, um sich fit zu halten und gesund zu bleiben, liegt allerdings falsch. Als Sportersatz eignet es sich nicht. Es ist lediglich als Zusatz zur normalen Sporteinheit zu sehen. EMS ist ein besonderes Training, das unter anderem die Tiefenmuskulatur anspricht. Dies ist bei konventionellem Krafttraining nicht der Fall. Auf Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination muss ebenfalls getrennt von der Elektromyostimulation eingegangen werden. Das Aufstellen eines ganzheitlich orientierten, funktionellen Trainingsplans ist also enorm wichtig.

Was zu beachten ist


Menschen mit Herzschrittmachern, aber auch Epileptiker, sollten auf EMS ganz verzichten. Liegen akute Entzündungen oder bakterielle Infektionen vor, ist ebenfalls Vorsicht geboten. Generell sollte bei schwerwiegenden Erkrankungen, wie Krebs oder Diabetes, eine ärztliche Untersuchung vor Trainingsbeginn erfolgen. Dies gilt auch bei Menschen fortgeschrittenen Alters sowie bei vorliegenden Risikofaktoren.
Damit es nicht zu einer Auflösung der quergestreiften Muskelfasern und anderen erheblichen Gesundheitskonsequenzen kommt, sollte eine absolute Ausbelastung durch eine zu hohe Stromstärke bei EMS-Neulingen nicht stattfinden. Nach einer Gewöhnungsphase kann dann die Belastung deutlich gesteigert werden. Eine komplette Ausbelastung ist allerdings nie zu empfehlen und dabei ist es egal, ob es sich um einen älteren oder einen hoch aktiven Sportler handelt.

Training zu Hause


Grundsätzlich raten Experten davon ab, das Elektromyostimulationstraining zu Hause ohne Anleitung anzuwenden. Motivierte Personen laufen ohne professionelle Betreuung Gefahr, sich zu überlasten. Vor allem eine zu häufige und lange Anwendung durch die ständige Verfügbarkeit des Geräts stellt ein Risiko dar. Bei sportlich unerfahrenen Menschen sind bei alleiniger Anwendung eine Unterforderung und somit ausbleibende Effekte vorprogrammiert. Tatsächlich ist EMS eher als eine Form des Personal Trainings zu sehen, bei dem ein hoher Betreuungsaufwand zur sicheren und effektiven Anwendung notwendig zu sein scheint.

Quelle: shape UP bodytech 6/19
Abbildung: stockfour / shutterstock.com
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